Blick in Blätterdach einer Buche

Die Buche – Baum des Jahres 2022

Die Buche (Fagus sylvatica)

Die Buche ist der Baum des Jahres 2022 !

Ein Grund mehr, der Mutter des Waldes über ihre silbergraue glatte Rinde zu streicheln. Diese ist im Verhältnis zu Rinden anderer Bäume ziemlich dünn. Bei intensiver Sonneneinstrahlung kann das für den Wassertransport von Wurzel zur Krone schon mal problematisch werden.

Deshalb schützt sich die Buche mit einem großen Blätterdach vor Austrocknung, was wiederum auch uns an heißen Sommertagen zugute kommt. So ein Päuschen am Stamm einer Buche wird dann zu einer kühlen Wohltat. …und erst der Blick am Stamm hinauf in die hohe Krone! Mit einer Wuchshöhe von 30 bis 35 Metern werden Rotbuchen stattliche Bäume. Ihr maximales Alter liegt bei 300 Jahren.

Die Blätter sind eiförmig und am Blattrand leicht beharrt. Jung sind sie essbar, genauso wie die Samen der Buche, die Bucheckern. In jeder Fruchthülle finden sich zwei dreieckige Nüsse. Sie enthalten bis zu 20% Öl und sind sehr gesund. Zuviel solltest du aber nicht naschen, denn der enthaltene Wirkstoff Fagin kann zu Vergiftungserscheinungen führen. Alle fünf bis acht Jahre tritt bei der Buche ein sogenanntes Mastjahr auf, in dem die Bäume Unmengen ihrer Früchte zu Boden fallen lassen.

Eine ausgewachsene Buche bildet eine riesige Blattoberfläche. Mit ihrem reichen Laubfall und der Duchwurzelung tiefer Bodenschichten sorgt sie für eine gute Bodenqualität in ihrer Umgebung. Daher wird sie von den Förstern auch oft als „Mutter des Waldes“ bezeichnet. Sie ist in ganz Mitteleuropa heimisch und natürlicherweise wäre der größte Teil Deutschlands von Buchen und Buchenmischwäldern bedeckt.

Buchecker

Die Buche verträgt viel Schatten, nur Tanne und Eibe verkraften noch mehr. Das macht sie zu einem beliebten Baum für den Unterwuchs beim Waldumbau von Monokulturen zu naturnahen Mischwäldern. Zu trocken oder zu nass darf der Boden allerdings nicht sein, im dauerfeuchten Auwald kannst du Buchen lange suchen. Frische und basenreiche, gut durchwurzelbare Böden sind ihr bevorzugtes Zuhause. Unter den mächtigen Baumriesen blühen vor dem Laubaustrieb Frühblüher wie Buschwindröschen, Seidelbast, Leberblümchen und Lungenkraut. Auf feuchteren Standorten gedeihen der Lerchensporn und der leckere Bärlauch.

LEBERBLÜMCHEN
BUSCHWINDRÖSCHEN
LUNGENKRAUT

Die Flora ist vielfältig, aber die Fauna noch zahlreicher!

Rund 7000 Tierarten, davon über 5000 Insekten, sind auf den Buchenwald angewiesen. Ein häufiger Vertreter ist der sogenannte Buchenstreckfuß. Die Raupe des unscheinbaren Nachtfalters ist wunderschön und leicht an ihrem roten Schwanz zu erkennen. Deshalb wird der Falter auch Buchenrotschwanz genannt.

Gerade Schnecken fühlen sich in einem Buchenwald aufgrund des feuchten Innenklimas besonders wohl und so kriechen an die 70 Arten durch einen Buchenwald. Ganz schön schleimig


Besonders in absterbenden Buchen tobt das Leben…

Zeichnung Schwarzspecht

Stehendes und liegendes Totholz bietet Lebensraum für über 250 Pilzarten und allerlei Käfer, wie zum Beispiel dem Buchenbock oder dem Kopfhornschröter. Wo Käfer vorkommen, sind auch die Vögel natürlich nicht weit! Schwarzspechte zimmern große ovale Höhlen, um zu brüten. Die Hohltaube zieht anschließend gerne als Nachmieter ein und auch Fledermäuse freuen sich über ein geeignetes Sommer- oder auch Winterquartier.

Die Kohlmeise, der Waldlaubsänger und Zwergschnäpper lieben alte Buchenwälder und natürlich auch ein Vogel, der seinen Namen von der Buche bekam, der Buchfink.

Spechtflöte

Der Erhalt von noch verbliebenden naturnahen Buchenwäldern ist für den Biotopschutz enorm wichtig. Somit sind Buchenwaldgesellschaften in die FFH Richtlinie aufgenommen worden und seitdem einem besonderen Schutz unterstellt.

Da ein alter Buchenwald auch weltweit ein sehr wertvolles Naturgut darstellt, wurden die letzten ihrer Art als UNESCO- Weltnaturerbe ausgewiesen. In Deutschland gibt es sogar fünf solcher Wälder, die diesen Status erhalten haben: der Serrahner Urwald und der Nationalpark Jasmund in Mecklenburg- Vorpommern, der Grumsiner Forst in Brandenburg,der Nationalpark Hainich in Thüringen undder Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen.


Der Baum der Ahnen



Die Rotbuche hatte schon bei den Kelten eine wichtige Bedeutung.

Druiden nutzten Stäbe von der Buche wegen ihrer glatten Rinde, um Schriftzeichen (Runen) einzuritzen. Sie brauchten solche Buchenstäbe für Weissagungen. Die Zeremonien für derartige Orakel sollen sich folgendermaßen zugetragen haben: Die Druiden nahmen die Buchenstäbe und ließen sie auf einem heiligen Tuch wie ein Mikado fallen. Dann zogen sie je nach Fragestellung bzw. Thema mehrere dieser Stäbe auf und deuteten die Konstellation für den Blick in die Zukunft.

Auf dieses Ritual ist wahrscheinlich die Bezeichnung unserer Schriftzeichen zurückzuführen: „BUCHSTABE“!

Leider führen viele Unwissende diese „Tradition“ auch heute noch fort und hinterlassen ihre Initialen in der Buchenrinde. Damit schaden sie dem Baum, denn durch die Rindenverletzung können Pilzsporen eindringen, die dann Zersetzungsprozesse in Gang bringen.

Das erste „BUCH“ bestand übrigens aus zusammengehefteten Buchenholztafeln, deshalb sprechen wir auch heute noch von Büchern, wenn wir gebundene Schriftstücke meinen.

Doch nicht nur Alltagsgegenstände wurden nach der Buche benannt, auch die Namen von ca. 1.500 Ortschaften in Deutschland zeugen von der ursprünglichen Ausbreitung und Häufigkeit der Rotbuche. Wohnst du vielleicht auch in solch einem Ort? Nicht zuletzt weisen auch viele Familiennamen wie Buchholz, Buchmann oder Bucheit auf die ehemalige Verbundenheit der Menschen mit dem schönen alten Baum hin.

Um ganz genau zu sein, heißt er aber Fagus sylvatica, die Rotbuche. Aber warum eigentlich rot? Tatsächlich zeigt sich im frischen Buchenholz eine rötlich-weiße Farbe. Es besitzt eine hohe Härte und ist wenig elastisch. Daher findet es bis heute unter anderem Verwendung für die Herstellung von Werkzeugen, Möbeln, Holzspielzeugen, Parkett und im Treppenbau.


Buchenholz als Rohstoff

Buchenholz verfügt über einen hohen Brennwert. Das wussten bereits unsere Vorfahren, die in vielen Köhlereien Holzkohle für die Erzverschmelzung herstellten, sowie auch die Holzasche für die Produktion von Glas benötigten. Dieser damalige Raubbau in unseren Wäldern ist einer der Gründe, warum heute viele Waldflächen in Deutschland von Monokulturen geprägt sind und nur noch wenige alte Buchen vorhanden sind.

Heute wird Buchenholz immer noch zu hochwertiger Holzkohle verarbeitet und Buchenspäne sind nach wie vor für die Produktion von Räucherware (z.B. Fisch, Schinken) sehr begehrt. Für den Außenbereich ist das Holz der Buche ohne Schutzbehandlung nicht geeignet, da es besonders anfällig für Pilzbefall ist. Schwächeres Buchenholz wird in der Zellstoff- und Papierindustrie, als auch für Span- und Faserplatten verwendet.


Wie geht es der Buche heute im Rahmen des Klimawandels?

Aufgrund der intensiven Trockenjahren (2018, etc.) sind die tieferen Bodenwasserspeicher erschöpft. Die Bäume können nicht genügend Feinwurzeln nachbilden, welche für eine gute Wasserversorgung essentiell sind. Weniger Feinwurzeln senken zudem die Symbiose-Wahrscheinlichkeit mit Mykorrhizapilzen, was letztendlich zu einem Absterben beider Partner führen kann. Auch im oberen Teil des Baumes ist der Trockenstress erkennbar: spärliches Laub, Kronenverlichtungen, abgestorbene Kronenteile und viele Grünabbrüche.

Der Klimawandel fördert außerdem neue Baumkrankheiten. Bei der Buche vermehrt sich der sogenannte Buchenschleimfluss, welcher viele Symptome auf sich vereint und daher als Komplexkrankheit eingeordnet wird.

Vielerorts werden wohl die Buchen auf kärgeren Standorten verschwinden und von trockenresistenteren Baumarten (z.B. Traubeneiche, Winterlinde) abgelöst. Nach wie vor ist die Buche jedoch eine wichtige und unverzichtbare Baumart im Rahmen des Waldumbaus, vor allem in Mischbeständen. So werden vielerorts Pflanzaktionen durchgeführt, um die vielen Kiefern- und Fichtenmonokulturen mit Laubbaumarten zu durchmischen. Dabei spielt die Rotbuche eine wichtige Rolle!

Demzufolge dient die „Mutter unserer Wälder“ als Hoffnungsträgerin, welche dem Wald und uns allen Zuversicht spendet und Heimat gibt! Diese Aspekte waren vielleicht auch ausschlaggebend, dass die Rotbuche von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung bereits zum zweiten Mal zum BAUM DES JAHRES gewählt wurde.

Falls du Interesse hast, als Freiwillige*r an Pflanz- und Waldpflegeprojekten teilzunehmen, bist du beim Bergwaldprojekt e.V. an der richtigen Adresse. Hier ein paar Impressionen von einer Pflanzaktion 2021 am Gorinsee.


Baumsteckbrief Buche
(link zu Wald.de)

Die Buche als Heilpflanze
(Link zu VorsichtGesund.de)

Der Berliner Klimapfad

Die Freiluftausstellung „Wald.Berlin.Klima.“
im Grunewald

~0,5 ha Wald können den CO2-Ausstoß einer Berliner:in ausgleichen

Die Klimakrise ist aktueller denn je. Die Zahl der Extremwetter-Ereignisse nimmt zu – die Auswirkungen des Klimawandels sind nun auch hier in Deutschland zu erkennen.

Es ist in diesem Kontext umso bedeutender, sich selbst mit Ökologie, der Natur und dementsprechend auch dem Wald auseinanderzusetzen. Das ist über viele verschiedene Wege möglich: Online oder durch Literatur, aber natürlich auch im Fernsehen. Es gibt aber auch den Weg in und durch den Wald, der im Rahmen der thematischen Auseinandersetzung oft vergessen wird.

Denn auf den ersten Blick erscheint es, als würde ein höherer Zeit- und Kraftaufwand entstehen, als sich von der wortwörtlich von der Couch zu informieren, was für viele aufgrund des hektischen (Stadt)Lebens lukrativ erscheint.

Es stimmt allerdings auch, dass wir uns eine ganz neue Welt eröffnen, wenn wir uns dann mal die Zeit für einen Ausflug in den Wald nehmen.  Denn der Wald ist seit jeher ein sehr friedvoller und entwaffnender Ort, wenn seine Besucher die nötige Zeit und Lust mitbringen.

Ich hatte das Glück, mich im Rahmen meines FÖJ’s* an der Waldschule Plänterwald mit dem Thema Wald – und in diesem Fall konkret mit der Ausstellung im Grunewald – auseinandersetzen zu dürfen.

Karte Klimapfad
Haupteingang des Klimapfades

Unweit vom Grunewaldturm lädt die Palisadenwand auf einen erholsamen, gleichzeitig aber auch sehr informativen Waldspaziergang ein.

Insgesamt 11 Stationen (über ungefähr 4 Kilometer) decken ein breites Spektrum an Themen ab, von Moorentstehungen und Waldfenstern bis zum generellen Ökosystem Wald und seiner Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel. 

Praktisch ausgewiesen mit orangenen Pfeilern, ist der Pfad auch für junge Interessent:innen geeignet, zudem wurde bei den Ausstellungsstationen viel Wert auf Inklusion gelegt.



Meine persönlichen Highlights des Waldspaziergangs sind der ,,Trinkwasserbrunnen” und der ,,Kohlenstoffspeicher Baum”.  Ich möchte insgesamt festhalten, dass die Ausstellung ,,Wald.Berlin.Klima” im Grunewald neben den generellen Berührungen mit dem Wald überhaupt, zusätzlich eine tolle Möglichkeit zur Umweltbildung mit Beispielen aus erster Hand darstellt.


Text und Fotos:

Jonah Schütz-Jalloh
*Teilnehmer am Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) 2021/22

Waldbaden

Waldbaden

nur eine Modeerscheinung?

Ich gebe es zu, als ich das Wort „Waldbaden“ das erste Mal vernommen habe, musste ich grinsen: „Wieder so ein neumodisches Wort!“
Doch dann wurde mir bewusst, dass der Begriff schon viel Wahres in sich hat:
Der Wald ist ähnlich wie Wasser über mir, neben mir und um mich herum. Ich kann Düfte aufnehmen, Geräuschen lauschen, Waldbeeren naschen und meine Seele so richtig baumeln lassen- eben ähnlich wie bei einem erholsamen Wannenbad mit Badeschaum, Musik und einem Glas Wein…
Deshalb beschäftigte ich mich mehr mit dem Thema:

Ein Blick in die Baumkronen

„Nehmse jrün, dit hebt!“

Dieser alte berlinische Slogan könnte auch für`s Waldbaden stehen, denn ein Waldaufenthalt tut erwiesenermaßen nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele gut.

Was früher instinktiv gemacht wurde, wird heute in vielen wissenschaftlichen Studien belegt: Wald hält gesund!!

Die Untersuchungen ergaben detaillierte Erkenntnisse, wie Waldfarben, Walddüfte oder Waldgeräusche auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen einwirken können.

Mit Waldbaden wurde eine Methode entwickelt, welche diese Studienergebnisse berücksichtigt hat. Sie sollte vor allem im prophylaktischen Sinne angewandt werden, kann aber auch leichte gesundheitliche Irritationen lindern und Heilprozesse unterstützen.
Es wurden dementsprechend Übungen entwickelt, die sich teilweise an den asiatischen Fitnesssportarten wie Qi Gong, Pilates oder Yoga anlehnen. Das ist in gewisser Weise auch naheliegend, wurde doch das Waldbaden als Shinrin Yoku in Japan kreiert bzw. entwickelt.

Prinzipien des Waldbadens


Verweilen im Wald bei dem sich alle Sinne öffnen durch:

  • Absichtslosigkeit („Ich ging im Wald so für mich hin….“ J.W. Goethe)
  • Achtsamkeit (im Hier und Jetzt sein)
  • Langsamkeit (Schlendern)

Damit die vielfältigen Übungen und Aktivitäten fachgerecht und verantwortungsvoll umgesetzt werden können, bieten bereits mehrere Institutionen Ausbildungen zum/r „Waldbademeister:in“ an. Deren Absolvent:innen laden nun schon zu zahlreichen betreuten Waldaufenthalten ein.

Auch im Winter Badesaison

Achtsamkeitslehrpfad

Ein originelles Angebot kommt von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Sie entwickelte einen Achtsamkeitspfad für jederzeit, überall und jede/n Interessierte/n.

Das „Waldbadeerlebnis der besonderen Art“ ist zum Downloaden und regt mit acht Übungen zur Sinnesschulung an. Es kann ausgewählt werden, ob die Anleitungen mit hoher oder tiefer Stimme gesprochen werden sollen.
https://www.sdw.de/wald-entdecken/aktivitaeten/achtsamkeitspfad/

Ich möchte hiermit alle Leser:innen dieses Beitrages einladen, sich auf solch ein ungewöhnliches Experiment einzulassen und den SDW- Achtsamkeitspfad auszuprobieren. Ich wünsche dabei viel Spaß, gute Erholung und einen entspannten Aufenthalt im Wald Ihrer Wahl!!

Carola Fabian
WS Plänterwald

“In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken, man jahrelang im Moos liegen könnte.”

Franz Kafka


Nähere Informationen zum Thema:


https://www.waldbaden-eifel.de/ueber-das-waldbaden/index.html

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/besuch-bei-dr-wald/

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/natur-erleben/natur-tipps/27790.html

Sommerzeit – Holunderzeit

SOMMERZEIT – HOLUNDERZEIT

Holunderblüten

Ein betörender Duft liegt in der Luft

…als ich am Nachmittag über die Wiese streife. Schon von weitem leuchten mir vor blauem Himmel die cremeweißen Dolden meines Lieblingsstrauches entgegen: der Holunder blüht!

Es ist einer der typischen Sommerdüfte: süßlich, ein wenig nach Erde, irgendwie schwer und doch leicht flüchtig… unbeschreiblich. Von etwa Mai bis Juli öffnen sich nach und nach an den Holundersträuchern unzählige Blütendolden. Diese Trugdolden sind aus Unmengen kleiner weißen Blütensternchen zusammengesetzt und jedes dieser Blütensternchen trägt 5 pollenreiche Staubblätter, die diesen intensiven Geruch verströmen.

Das schaue ich mir mal genauer an, denn ich möchte ja gerne auch dieses Jahr wieder diesen Sommerduft in leckerem Sirup konservieren. An grauen Herbst- und Wintertagen kann ich dann mit einem Glas heissem oder kaltem Holunder das Gefühl von Sommer und Wärme wieder heraufbeschwören…

Doch der den Sommerduft bewahrende Blütensirup ist nur ein Teil von dem, was dieser Strauch zu bieten hat.

Holunderblütensirup

Ein Strauch  – viele Namen

Sehr wahrscheinlich stammt der Name Holunder vom althochdeutschen Namen „Holuntar“ – heiliger Baum – ab.  In Süddeutschland heißt er Holder oder Hollerbusch, in Norddeutschland nennt man ihn Eller oder Ellhorn, in England „elder“. Auch Flieder oder Fliederbusch heisst er – ist aber mit dem uns bekannten lila Flieder gar nicht verwandt.

Mit „Attich“ ist meist der kleine Bruder, der Zwergholunder gemeint, mit „Hirschholunder“ der Rote Holunder mit seinen leuchtend roten Beerentrauben. Beide sind weit weniger verbreitet.

Der botanische Name „sambucus“ könnte auf die „Sambyke“ zurückzuführen sein, ein altgriechisches Musikinstument aus Holunderholz.

Frau Holle und ihr Holunder

Aber natürlich kann der Holunder seinen Namen auch von der germanischen Göttin „Holla“ erhalten haben, die vor langer Zeit im süddeutschen Raum verehrt wurde. „Holla“ wurde als gütige Göttin der Erde und des Himmels verehrt, sie ist zuständig für Wetter und Jahreszeiten, sowie für die Fruchtbarkeit der Felder, der Tiere und der Menschen. Sie ist auch die Herrscherin der „Anderswelt“, der Geister der Toten, der Zwerge und Gnome.
Sie erscheint in unterschiedlichster Gestalt – als schöne junge Frau, als gute Mutter oder auch als alte, gruselige Hexe.

Jedes Kind kennt das Märchen von Frau Holle, die als gute Herrin einer anderen Welt die fleissige Goldmarie belohnt und die unfreundliche Pechmarie straft, bevor sie sie wieder ins eigene Dorf und ins eigentliche Leben zurückschickt.

Verschiedene Wege führen die Seelen der Menschen zur Holla – Brunnen, Höhlen, Sümpfe oder eben auch: der Holunder.

Seine Wurzeln reichen weit in die Erde – dort wo die Geister und Seelen der  Verstorbenen wohnen. Die leichten hohlen Zweige und Äste strecken sich zum Licht hin in den Himmel und die Knospen treiben ganz zeitig im Frühjahr aus. Die Blüten sind weiss, luftig leicht und duftig, die Beeren schwarz und kernig.

Schwere und Leichtigkeit, Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, Weiß und Schwarz bilden bei diesem Strauch keine Gegensätze, sondern sind eng miteinander verwoben.

Hollunderstrauch

Verbindungen zur Unterwelt

Der Holunder wurde sehr verehrt. Man glaubte, schon allein das Beschneiden des Strauches würde Unheil bringen, denn dann könnten böse Geister und Krankheiten aus der Erde entweichen.

Umgekehrt leiten die Wurzeln des Holunderstrauches – so glaubten alten Germanen und Kelten – die Seelen der Verstorbenen hinunter ins Reich der Toten. Die alten Friesen begruben deshalb gerne ihre Toten unter einem Holunderstrauch.

Der Hofholunder galt als Verbindung zu den Vorfahren und Ahnen der Familie. Man stellte ihnen, um ihr Wohlwollen zu erbitten oder um Rat zu fragen, Schälchen mit Milch und Brot unter den Strauch. Wurde jemand im Haus schwer krank, so wurden den Ahnen Opfergaben gebracht. Wenn der Kranke wieder gesund wurde, gab es ein Dankeschön. Verdorrt der Hofholunder, wird jemand im Haus sterben – war eine landläufige Meinung.

Verstorbene wurden auf Holunderreisig aufgebahrt, der Sargschreiner nutzte einen Messstab aus Holunderholz, um den Sarg auszumessen und der Kutscher, der den Sarg zum Friedhof brachte, trieb die Pferde mit einer Gerte aus Holunderholz an. In Tirol steckte man auf das Grab ein Kreuz aus Holunderholz – wenn es Wurzeln schlug und grünte, wussten die Angehörigen: der liebe Verstorbene ist selig geworden.

Selbst der mächtige Zauberstab der Harry-Potter-Bücher – einer der drei Heiligtümer des Todes – der „Elderstab“ ist – wie der Name schon sagt – aus dem Holz des Holunders.

Ringel, ringel, reihe…

Holunder ist ein äußerst vitales und widerstandsfähiges Gewächs. Wo er einmal Fuß gefasst hat, ist er kaum wieder zu beseitigen und kommt immer wieder.

Nachbars Kinder und Nachbars Holunder
bannest du nie auf Dauer
schließt du ihnen die Tür – oh Wunder –
klettern sie über die Mauer…
(Sprichwort)

So wuchsfreudig ist der Strauch, dass er heutzutage gelegentlich schon wieder als beeinträchtigender „Wildwuchs“  in forstlichen Kulturen und Anpflanzungen betrachtet wird.

Holunder im Wald

Die Zeit der Sonnenwende und der Holunderblüte ist die Zeit der Liebe und Fruchtbarkeit. Im Thüringer Wald heißt es: „um Johanni blüht der Holler – da wird die Liebe noch doller.“

Auch der alte Abzählreim „Petersilie, Suppenkraut  …..unter einem Hollerbusch gab sie ihrem Schatz nen Kuss. Roter Wein und weißer Wein, morgen soll die Hochzeit sein…“ zeigt, dass Holunder und Liebe wohl irgendwie zusammen gehören.

In einigen Gebieten schüttelten die jungen Mädchen zur Sommersonnenwende die Zweige des Holunders, damit er ihnen im Traum ihren Zukünftigen verrate. Traditionell wurden und werden um die Sonnenwende herum „Hollerküchlein“ aus den Blütendolden gebacken, denn der Duft des Holunders soll Liebe und Lust wecken.

Womöglich hat das dann Folgen, denn in einem alten Kinderlied singt man:

Ringel, ringel, reihe
wir sind der Kinder dreie
sitzen unterm Hollerbusch,

machen alle husch, husch, husch

Frau Holle, die Königin der „Anderswelt“ schickt nämlich die dort wohnenden Seelen zu gegebener Zeit wieder in die Lebenswelt zurück. Am besten durch den Holunder, wo die kleinen Seelchen dann nur darauf warten, dass die zukünftige Mutter den Strauch berührt. Und husch, husch, husch – schlüpfen sie in ihren Schoß.

Giftiges Heilmittel

Seit alters her ist der Holunder der Besiedelung durch den Menschen gefolgt. Es gab wohl keinen Hof, auf dem der Holunder nicht wuchs.
Wie Frau Holle ist auch er den Menschen wohl gesonnen und tut ihnen Gutes.

Rinde, Beere, Blatt und Blüte
jeder Teil ist Kraft und Güte.
Jeder segensvoll”
(Sprichwort)

Der Holunder galt als Schutzbaum und wurde mit seinen Blättern, Blüten, Früchten und Rinde als Hausapotheke sowie als Obstbaum genutzt.
Aber Vorsicht! Was in geringen Mengen und nach dem Kochen durchaus heilsam sein ist, kann in größeren Mengen oder „roh“  ziemlich unangenehm werden! Beeren, Samen, Blätter und Rinde enthalten einen Giftstoff, das Sambunigrin. Es zerfällt beim Erhitzen und wird unwirksam. Ungekocht verspeist, ist mit schweren Magen-Darm-Verstimmungen zu rechnen!

Tee aus den getrockneten Blüten wurde ist wirksam gegen Erkältungskrankheiten, harn- und schweisstreibend und fiebersenkend – unabdingbar zu Zeiten ohne Antibiotika und Krankenversicherung

Hollunderblütenknospen
Holunderbeeren

Aus den im Hochsommer gesammelten, frischen Blättern ließ sich Salbe herstellen – anzuwenden bei Prellungen, Quetschungen und Frostbeulen. Gekochte Blätter wurden bei Brustentzündungen aufgelegt.

Aus den im Spätsommer überreich vorhandenen schwarzen Beeren wurde als Vorbereitung auf den kalten Winter Suppe, Mus und Saft gekocht,  eine vitamin- und mineralstoffreiche Bereicherung des Speiseplans, gleichzeitig hilfreich bei Ischias, Rheuma und Gicht. Geröstete Beeren waren den Winter über wichtige Vitamin-C-Spender!

Die im Herbst gesammelte Rinde nutzten unsere Vorfahren zur innerlichen Reinigung. Ein daraus hergestellter Sud verursachte entweder arge Durchfälle oder führte Erbrechen herbei. Beides wirkte entgiftend und entschlackend, war aber in der Wirkung wohl unangenehm heftig. Deshalb: lieber nicht ausprobieren!

Aber nun geht es erst einmal ans Blütenpflücken

Wenn die kleinen Blüten schön gelb vom Blütenstaub sind, ist es die richtige Sammelzeit. Traditionell wurden die Blüten an Johanni (23. Juni) um 12 Uhr mittags gepflückt.

Sie lassen sich gut mit einer Schere oder einem Schnitzmesser abschneiden. Verlauste Dolden lasse ich gleich am Strauch. Läuse sind wichtig für Ameisen und viele verschiedene Vogelarten! Und bei der Menge an Dolden kommt es darauf nicht an! Schließlich freuen sich Bienen, Hummeln und andere Insekten auch über Pollen und Nektar.

Kleine, schwarze, sehr flinke Kurzflügler oder Spinnen fege ich vorsichtig mit einem feinen Pinsel heraus, wenn sie im Korb nicht freiwillig die Flucht ergreifen. Auf das Waschen der Dolden wird verzichtet, denn damit würde ich nur die duftenden Pollenkörnchen wegschwemmen!

Der Korb ist schnell voll – ich habe nun genug für Sirup, Blütentee und ein paar Holunderküchlein. Und ich freue mich schon auf die Beerenernte im Herbst – auf Marmelade, Mus und Suppe!

Holunderblüten
Flöte aus Holunderholz

Weil ich das Schnitzmesser schon zur Hand habe, setz ich mich hin und bastle ich mir noch ein kleines Pfeiferl aus einem Holunderzweig.

Mal sehen, vielleicht hat es ja magische Kräfte und der Hund hört drauf!


Weitere spannende Infos, leckere Rezepte und Schnitzanleitung

Literatur

Wolf-Dieter Storl: Die Pflanzen der Kelten; Menssana 2010

Wolf-Dieter Storl: Kräuterkunde; Aurum 2015

Elvira Grudzielski: Die heilende Kraft der Bäume;  Demmler-Verlag 2013

Krystin Liebert: Holunder; Demmler Verlag 2009

Wolf-Dieter Storl: Die alte Göttin und ihre Pflanzen, Kailash-Verlag 2014

Diane Dittmer: Wald- und Wiesen-Kochbuch  GU-Verlag München 2014

https://engelundelfen.com/natur/ueber-baeume/der-holunder

https://www.mein-schoener-garten.de/lifestyle/gesund-leben/holunderbeeren-giftig-oder-essbar-36186

Rezepte

https://www.chefkoch.de/rezepte/362271121684042/Holundersirup.html

https://www.kochbar.de/rezepte/holunderbl%C3%BCtensirup.html

Holunderpfeiferl schnitzen

Der Eichenprozessionsspinner

Der Eichenprozessiosspinner – ein Kurzportrait

Obwohl er ein ziemlich unscheinbarer Falter ist, haben die meisten Menschen bestimmt schon einmal vom Eichenprozessionsspinner gehört. Das liegt vor allem an seinen Raupen, die sich mit zahlreichen winzigen Brennhaaren gegen ihre Feinde schützen und durch ihr Nesselgift auch für Menschen eine Gesundheitsgefahr darstellen.

Eichenprozessionsspinnerraupen


Behaarte Raupen

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind meist erst gegen Ende Mai zu sehen, aber die „haarigen“ Gesellen schlüpfen bereits Mitte April.

Die Raupen kommen vor allem an freistehenden und besonnten Eichen an Waldrändern, Alleen, Wegen, in Parks und Gärten vor. Besonders beliebt sind Bäume in unmittelbarer Nähe zu Lichtquellen oder Straßenlaternen.   

Mitte/Ende April schlüpfen die Eiräupchen aus ihren fischschuppenähnlichen Eigelegen, in denen sie auch tiefe Wintertemperaturen gut überstehen. Die Raupen fressen an den austreibenden Blättern der Eichen und überleben auch, wenn die Bäume noch nicht ausgetrieben haben. Die Brennhaare, die die Allergien auslösen können, werden erst zum Ende des dritten Raupenstadiums gebildet.


Raupen beim Fraß


Die Raupen sind dämmerungsaktiv. Sie halten sich tagsüber in sogenannten Tagesnestern auf und begeben sich nachts in den typischen Prozessionen auf Wanderschaft in den belaubten Kronenbereich.

Tagesnest am Stammfuß




Zu Beginn der Entwicklung sind die Raupen sehr mobil und legen Tagesnester in unterschiedlicher Größe und Anzahl an.





Die Raupen durchlaufen sechs Häutungen und zum Ende des dritten Raupenstadiums (je nach Witterung des Frühjahres ab circa 20. Mai) beginnt die Bildung der Brennhaare.

Diese nur 0,2 Millimeter langen Brennhaare brechen leicht ab. Sie sind mit Widerhaken versehen, die leicht in die Haut und Schleimhaut eindringen und dort das allergene Eiweißgift „Thaumetopoein“ freisetzen.

Raupe nach der 5. Hätung
Verpuppungsnest am Stamm



Ab dem fünften Raupenstadium, ca. Mitte Juni, werden die Raupen immer träger, um dann nach der letzten Häutung Ende Juni ins Ruhestadium überzugehen.

Die Raupen sind dann in festen Gespinsten eingesponnen, mit alten Häuten, Haaren und Kot.


Die Puppenruhe dauert ca. 3 bis 4 Wochen und Ende Juli/Anfang August schlüpfen die eher unscheinbaren, nur 2,5 bis 3,2 cm großen, graubraunen, nachtaktiven Falter.

Die Eiablage erfolgt oftmals schon in der ersten Nacht nach dem Falterschlupf. Im Schnitt legen die Weibchen 150 Eier ab.

Eichenprozessionsspinner – Falter

Verlassenes Verpuppungsnest



In den verlassenen Verpuppungsnestern befinden sich auch nach dem Schlupf noch alte Raupenhäute mit den Brennhaaren.

Überreste eines alten Verpuppungsnestes




Die Härchen können noch sehr lange allergische Reaktionen hervorrufen. Somit sind alte Gespinstnester an Bäumen oder am Boden weiterhin eine Gefahrenquelle. 


Gefährdungspotential

Die Brennhaare mit Widerhaken werden ab Ende des dritten Raupenstadiums, ca. ab 20. Mai, ausgebildet. Neben dem direkten Kontakt durch Berührung der Raupen oder von Überresten der verlassenen Verpuppungsnester können diese Härchen auch durch die Bewegung der Raupen brechen und dann vom Wind verteilt werden.

Eine Reaktion auf die Brennhaare ist i.d.R. zeitverzögert und von Mensch zu Mensch unterschiedlich, kann sich jedoch bei häufigeren Kontakt aufbauen.

Leichte Symptome – Rötung, Schwellung mit Juckreiz


Typische Symptome sind Juckreiz, Hautausschlag und Quaddeln, meist an allen ungeschützten Hautstellen. Halsschmerzen, Husten oder Atemnot können auftreten, wenn die Härchen eingeatmet wurden.

Bei sensiblen Personen können auch grippeähnliche Symptome, Schwindel, Übelkeit, Fieber bis hin zum allergischen Schock (sehr selten) auftreten.

Da die Symptome nicht spezifisch sind, sollte bei einem Arztbesuch erwähnt werden, dass man sich im Freien in der Nähe von Eichen aufgehalten hat.


Weitere Informationen zum Eichenprozessionsspinner findet ihr auf der Seite des Pflanzenschutzamtes Berlin.

Pflanzenschutzamt Berlin
Fachgebiet Stadtgrün                             
Mohriner Allee 137, 12347 Berlin

Tel. 030 700 006 218
Fax 030 70 00 06 255

E-Mail: isolde.feilhaber@senuvk.berlin.de
www.berlin.de/pflanzenschutzamt

Ach du . . . !

Ach du . . . !


In Berlins Parkanlagen und Straßen begegnet man ihnen auf Schritt und Tritt… Groß und klein, lang und kurz, hell und dunkel, fest oder weich – sie sind so vielfältig, wie ihre vierbeinigen Verursacher. Anständig, wer einen Beutel dabei hat und sich auch gleich um die Hinterlassenschaften des Menschen besten Freund kümmert.

Auch im Wald lassen sich unterschiedlichste Häufchen finden – doch irgendwann sind sie wie von Geisterhand verschwunden. Mistkäfer kümmern sich zuverlässig um die Geschäfte der diversen Waldbewohner und räumen kräftig auf.

Also schnell auf in den Wald und über die Vielfalt staunen, bevor alles verschwunden ist…

In der Losung liegt die Lösung

Das Wort „Losung“ kommt aus der Jägersprache und bezeichnet das Endprodukt der Nahrungsverwertung. Ein seltsamer Code, der also den Kot bezeichnet. Für einen Beginner mag eine Wurst wie die andere aussehen. Doch siehst du etwas genauer hin, dann bemerkst du deutliche Unterschiede.

Um herauszufinden, wer hier sein Werk vollrichtet hat, musst du mit detektivischem Spürsinn an die Sache ran. Denn in der Losung liegt die Lösung! Sie gibt wichtige Hinweise und führt dich auf die Spur des Täters. Doch vorab ein paar Fakten:



Kleine Kotkunde – Form, Farbe und Inhalt

Die Form ist häufig arttypisch und kann dir einen ersten Überblick geben. Spitz zulaufende Würste sind generell ein Indiz für Raubtierkot.

Doch wer es genau wissen möchte, kommt um eine genaue Untersuchung nicht herum. Oft gibt erst der Inhalt weitere Hinweise auf das Nahrungsspektrum des Tieres.

Als Sezierbesteck eignen sich zwei lange stabile Stöcke. Mit respektvollem Abstand kann es dann schon losgehen.

Losung mit Spitze

Die Fleischfresser

Wolfslosung besteht fast ausschließlich aus Haaren, Knochen und Hufen. Denn anders als der Haushund z.B. fressen Wildtiere ihre Beute komplett – also einmal mit allem bitte. Durch Untersuchungen von über 2.000 Kotproben konnte mehr über das Beutespektrum von Lausitzer Wölfen herausgefunden werden.

Rehe, Rothirsche und Wildschweine machen über 96 Prozent, Hasen und andere Kleinsäuger 3 Prozent seiner Nahrung aus. Der Anteil der Nutztiere beläuft sich auf weniger als 1 Prozent.

Wolfslosung mit kleiner Suchaufgabe… Schaut mal ganz genau hin!


Fuchs- und Marderlosung sehen sich ähnlich, denn sie beide sind walzenförmig und haben oft ein spitzes gedrehtes Ende, unterscheiden sich jedoch in ihrer Größe und Farbe.

Fuchslosung ist dicker und wird durch die Freisetzung von Calcium-Phosphat aus den Knochen mit zunehmendem Alter grau . Zapfenverzehr gibt dem Ganzen eine weißliche Färbung.

Marderlosung hingegen ist etwa halb so dick und fast schwarz bzw. leicht gelblich bei Vogeleiergenuss. In der Losung beider Tiere sind oft Gefieder, Fell und Knochen, sowie Beeren und Früchte zu finden.

Ähnlich sieht das Geschäft bei den Allesfressern wie Waschbären und Igeln aus. Jedoch müssten wir hier eher von Würstchen sprechen, denn sie sind deutlich kleiner. Inhaltlich geht es dafür ganz schön bunt zu.

Neben Kleintierresten wie Knochen, Haaren, Federn und Insektenpanzern lassen sich auch Früchte, Nüsse und Pilze finden. Inhaltlich ähnlich ist auch die Dachslosung. Allerdings ist sie bedeutend größer und liegt irgendwo zwischen Marder und Fuchs. Da ihr Haaranteil geringer ist, zerfällt sie oft und ist obendrein oft gut versteckt.


Die Vegetarier


Bei den Pflanzenfressern zeigt sich ein ganz anderes Bild. Hier findest du ovale bis kugelförmige Gebilde. Besonders bekannt sind die runden etwas zusammengedrückten grünen/braunen „Pillen“ oder „Knöpfe“ der Feldhasen. Wildkaninchen koten kleiner, dunkler und rund.

Aber auch die Angehörigen der Familie der Hirsche (z.B. Rehwild, Damwild, Rotwild) lassen Interessantes fallen. So erinnern die walzenförmigen „Lorbeeren“ ein wenig an ein Artilleriegeschoss. Erfahrene Spurenleser*innen können anhand der Form sogar auf das Geschlecht schließen.

Bei männlichem Reh- und Rotwild ist die Losung an einem Ende zugespitzt (Zäpfchen) und am anderem oft leicht eingedrückt (Näpfchen), während bei den weiblichen Tieren diese Seite leicht abgerundet ist. Hauptteil ihrer Nahrung bilden saftige Triebe, Gräser und Kräuter, was du an den unverdauten Pflanzenfasern erkennen kannst.

Die Chance, auf ihre Losung zu stoßen, ist hoch. Gras ist nicht gerade nahrhaft, wodurch die Tiere große Mengen davon zu sich zu nehmen und irgendwann muss dann doch jeder mal.

Welcher Geweihträger hat sich hier wohl gelöst?



Das Wildschwein braucht dann mal wieder eine Extrawurst. Die Losung ähnelt einem schwarzen wurstähnliche Gebilde, dass jedoch aus zusammengeklebten große Klumpen besteht, die oft auseinander fallen.

Eine Mischform könnte man sagen, wie auch seine Ernährung, denn das Wildschwein genießt als Flexitarier neben Gras, Kräutern, Wurzeln, Früchten und Samen auch Würmer, Insekten, Mäuse und Gelege. Aas verschmäht es auch nicht, jedoch ist das eher die Ausnahme.

Je nach Ernährung und Jahreszeit verändern sich der Inhalt, die Farbe als auch die Konsistenz der Losung. So ist die Losung der Pflanzenfresser im Frühling und Sommer grasgrün und feucht, während sie im Winter eher braun und trocken ist. Auch Fuchslosung erhält im Herbst einen blauen oder rötlichen Schimmer und enthält viele kleine Kerne, denn im Herbst lassen sich viele Beeren und Früchte finden.


Warum denn gerade hier? – Der Tatort

Wenn man sich schon entleeren muss, dann kann man sich ja gleich ein bisschen Mühe geben. Die Ablageorte sind oft typisch für die verschiedensten Tiere. Dabei unterscheidet sich wahre Notdurft und gezielte Absicht.

Die Losung von Reh-, Damm- und Rotwild kannst du an ihren Nahrungsplätzen (Äsungsplätze) und auf den Wildwegen den sogenannten „Wechseln“, finden. Sie handhaben das ganz unkompliziert: fressen, verdauen, laufen und fallen lassen – kein Problem. Feldhasen verrichten ihr Geschäft in der Feldflur, der Nähe von Fraßplätzen oder in ihren flachgedrückten Mulden, wo sie ruhen, den Sassen. Wildkaninchen wagen sich nicht weit von ihrem Bau weg und so kannst du davon ausgehen, dass der Bau ganz in der Nähe der Kotansammlungen liegt.

Ein gutes Plätzchen




Waschbären, Baummarder, Wölfe und Füchse nehmen sich für’s Geschäft ein wenig mehr Zeit und entscheiden sich oft für die auffälligsten Stellen. Also, mitten auf den Weg drauf!

Das hat gleich mehrere Vorteile. Von Konkurrenten wird das Geschäft so schon von weitem gerochen und gesehen. Es fällt ja durchaus auf, wenn da mitten auf dem Weg etwas liegt. Ein klares Zeichen zur Markierung der Reviergrenzen. Außerdem treffen auf diese Weise viele Tiere auf das Geschäft, denn breite ausgetretene Wege werden von vielen Tieren als Korridore genutzt.

Füchse sowie Marder gehen bei der Reviermarkierung oft noch einen Schritt weiter bzw. eine Etage höher und erklimmen liegende Baumstämme oder verewigen sich auf Baumstumpen. So verteilt sich der typische Raubtiergeruch noch besser in der Luft.




Etwas dezenter verfahren Dachse. Sie graben nahe ihres Baus kleine Löcher, sogenannte Latrinen, und lassen fallen. Allerdings schütten sie den Kotplatz vorerst nicht zu.

Anders die Familie der Katzenartigen. Wer mit einer Katze zusammenlebt, wird es jeden Tag erleben. Im zentralen Bereich des Reviers bedeckt sie ihr Geschäft fein säuberlich, im besten Fall mit Katzenstreu.

Als größter Vertreter der Katzenartigen verdeckt auch der Luchs rund um seinen Bau den Kot mit Schnee, Erde oder Pflanzenmaterial. An seinen Reviergrenzen legt er seine Würste aber, wie der Fuchs, erhöht ab.

Eine Dachslatrine – schon etws zugewachsen

Nicht alles ist, wie es scheint

Aber aufgepasst, nicht alles, was wie eine Wurst aussieht, kommt auch hinten raus. Eulen und Greifvögel würgen walzenförmige Ballen aus ihren Schnäbeln hervor und entledigen sich so von Unverdaubarem.

So ein kompakter Mix aus Insektenpanzern, Haaren, Gefieder, Knochen, Krallen und Schnäbeln nennt man Gewölle. Die grauen Speiballen sind getrocknet sehr leicht und beinahe geruchslos. Die Größe und der Inhalt der Gebilde können dir einen Hinweis auf den Vogel geben.

Greifvögel verdauen Knochen wesentlich besser als Eulen. In einem Mäusebussardgewölle findest du daher oft nur noch Fell und Gefieder. Natürlich gibt es auch viele andere Vögel, die Speiballen hinterlassen wie Möwe, Fliegenschnäpper, Eisvogel, Ziegenmelker, Bienenfresser, Storch und Reiher.

Äteres Gewölle eines Uhus (Martin Lindner – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0)

Klein und unscheinbar



Im Gegensatz zu Säugetieren verrichten unserere gefiederten Freunde ihr Geschäft nicht so offensichtlich.

Was auf Autos in der Stadt gut sichtbar ist, lässt sich in der freien Wildbahn nicht so leicht finden. Oft verrät nur ein kleiner weißer Punkt oder ein Spritzer ihre frühere Anwesenheit.

Vögel haben keine getrennte Ausgänge für Harn und Kot und sammeln somit alles in ihrer Kloake. Fleischfressende Vögel scheiden Dünnflüssiges aus. Die großen weiße Spritzer werden als „Geschmeiß“ bezeichnet.

Bei pflanzenfressenden Vögeln, wie z.B. Gänsen, bleibt wesentlich festere walzen- und tropfenförmige Losung zurück.

Wie heißt es doch noch? Alles Gute kommt von Oben! Also Schiss mit Glück? In Russland freuen sich die Menschen über Vogelkot von oben, gilt er doch als Glücksbringer und zeugt von baldigen Reichtum. Franzosen freuen sich angeblich, wenn sie mit dem linken Fuß in einen Haufen treten, denn im Gegensatz zum rechten Fuß, bringe das Glück.

Was für eine Vielfalt! Auch wenn es euch vielleicht erst einmal etwas seltsam vorkommt – man kann sagen was man möchte, doch die Hinterlassenschaften bezeugen eindeutig die Anwesenheit von Tieren.


Und, könnt ihr erraten, wer’s war?