Der Kiebitz – Vogel des Jahres 2024

Der Kiebitz – Vogel des Jahres 2024

Der Kiebitz (Vanellus vanellus) wurde nun schon zum zweiten Mal zum Vogel des Jahres gekürt. Das ist zunächst einmal tatsächlich eine traurige Neuigkeit. Meist erhalten Vögel diesen Titel, die selten werden und zum Beispiel besonders vom Lebensraumverlust durch den Menschen betroffen sind. Die Kiebitzbestände sind in den letzten Jahrzehnten um 88% zurückgegangen und die Art gilt als stark gefährdet.

Schillernder Sympathieträger

Auf den ersten Blick ist der Kiebitz schwarz-weiß gefärbt. Bei genauerem Hinsehen schimmern die dunklen Schwingfedern allerdings metallisch grün und violett. Unterhalb des Schwanzes ist er beige bis hellorange gefärbt und hat rötliche, relativ kurze Beine.

Vom schwarzen Schnabel aus zieht sich ein eleganter dunkler Streifen unter dem Auge entlang. Sowohl Männchen als auch Weibchen tragen einen tollen Federschmuck auf dem Kopf, die sogenannte „Federholle“, eine Haube aus zwei langen Federzipfeln. Bei den Weibchen ist diese allerdings meist nicht ganz so lang und die Brust oft eher gescheckt und nicht durchgängig schwarz. Mit etwa 30 Zentimetern sind Kiebitze ungefähr so groß wie eine Taube.

Foto: Dirk Vegelahn

Charakterstark! Das ist typisch für den Kiebitz…

Im Flug oder als Alarmruf lässt der Vogel ein lautes „kie-wit“ oder „wit-wit-wit“ erklingen. Diese charakteristischen Lautäußerungen haben dem Kiebitz übrigens zu seinem Namen verholfen. Auch der akrobatisch schaukelnde Flugstil während der Balz (so nennt man die Paarungszeit bei Vögeln) ist typisch für die Art. Deshalb wird der Kiebitz manchmal auch als „Tänzer der Lüfte“ bezeichnet.

Foto: Dirk Vegelahn

Die Balz beginnt bereits im März, wenn die Vögel wieder aus ihren Überwinterungsgebieten zurückkehren, welche in West- und Südwesteuropa und rund um das Mittelmeer liegen. Weil die Winter hier bei uns immer milder werden, ziehen allerdings gar nicht mehr alle Kiebitze in wärmere Regionen, sondern ein Teil der Population bleibt den Winter über hier. Deshalb gelten Kiebitze als Teilzieher.

Der Kiebitz mag offene Flächen mit niedrigem Bewuchs. Man findet ihn bevorzugt auf Moor- und Feuchtwiesen, aber auch auf Weiden und Äckern. Diese bieten das perfekte Nahrungsangebot und Brutmöglichkeiten. Kiebitze ernähren sich hauptsächlich von Insekten und ihren Larven sowie anderen Wirbellosen. Manchmal fressen sie dazu auch Samen und Früchte.

So beginnt ein Kiebitzleben

Der Kiebitz ist ein Bodenbrüter: das Männchen macht mit seinem Brustkorb gleich mehrere Kuhlen (Nestmulden) in den Boden, von denen das Weibchen eine auswählt. In diese Kuhle legt sie 3-4 olivgrün-gesprenkelte Eier. Nach ungefähr 25 Tagen schlüpfen die kleinen, braun-beige gescheckten und flauschigen Küken, die sofort das Nest verlassen und mit ihren Eltern auf Futtersuche gehen. In den ersten Tagen müssen die Kleinen noch von den Eltern gewärmt werden, können sich aber schon selbstständig fortbewegen und Futter aufnehmen. Jungtiere, die sich so verhalten, nennt man übrigens auch Nestflüchter.

Foto: Thomas Herbig
Foto: Thomas Herbig

Nach 35 Tagen ist das Federkleid der Jungvögel vollständig ausgebildet und sie können endlich in die Lüfte abheben. Insgesamt 5 Wochen dauert es, bis die Jungen erwachsen (bei Vögeln nennt man das auch flügge) sind und keine Betreuung mehr brauchen.

Gefährdung durch den Menschen

Durch die zunehmend intensive Landwirtschaft und starken Pestizid- und Insektizideinsatz gehen die Flächen und auch das Nahrungsangebot, das ja weitestgehend aus Insekten besteht, dramatisch zurück! Die Vögel können nicht mehr ungestört und sicher brüten und finden weniger zu essen. Deshalb gibt es leider auch immer weniger Kiebitze. Davon sind auch andere Feldarten und Bodenbrüter betroffen, wie zum Beispiel die Feldlerche, das Rebhuhn oder die Wachtel.

Geholfen werden kann dem Kiebitz zum Beispiel durch die Einrichtung von unbewirtschafteten „Inseln“ auf den Ackerflächen oder die (Wieder)Vernässung von Grünlandflächen.

Foto: Dirk Vegelahn

Wenn ihr noch mehr wissen möchtet:

Steckbrief des Kiebitzes auf birding-germany.de
NABU – Der Kiebitz – Vogel des Jahres 1996 und 2024
Der Kiebitz – Brodorowski Fotografie
Möglichkeiten zum Schutz der Kiebitze (YouTube)

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