Ein irrer Duft im Frühlingswald

Es ist wieder soweit – ein zwiebelartiger Geruch breitet sich im Plänterwald aus, denn der sogenannte „Berliner Bärlauch“ sorgt für grüne Teppiche am Waldboden!
Seine richtige Bezeichnung ist „Seltsamer Lauch“ oder auch „Wunderlauch“ (Allium paradoxum). Er ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lauch (Allium), von der es weltweit ca. 800 und in Mitteleuropa 25 Arten gibt.
Der Wunderlauch stammt ursprünglich aus der kaukasischen Region und wurde ab Mitte des 19. Jhd. im damaligen Berliner Botanischen Garten kultiviert. Seitdem haben sich die Wunderlauchbestände in Berlin und auch schon Brandenburg stark ausgedehnt.
Einerseits schafft diese Pflanze ihre Verbreitung aus eigener Kraft, denn ein Exemplar kann in einer Vegetationszeit bis zu 20 Brutzwiebeln bilden. Andererseits hatte gewiss auch der Mensch seine Hand im Spiel, wollte er doch das schmackhafte Kraut in seiner Nähe haben, um in kargen Zeiten seine Speisen aufzuwerten.

Bereits ab Mitte März bildet der Wunderlauch ausgedehnte Teppiche mit zwiebel-, leicht knoblauchartigem Duft. Seine lanzettlich aussehenden Blätter haben ein saftiges Grün.
Die Mittelrippe des Blattes wölbt sich auf der Oberseite gut sicht- und fühlbar und ist somit ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu Blättern von Schneeglöckchen oder der giftigen Herbstzeitlose.

Ab April bildet der Wunderlauch auf einem 3-kantigen Stängel seine blassgelben Brutzwiebeln mit teilweise weißen, zarten Glöckchen.
Dieser doch recht seltsam aussehende Blütenstand war für diese Pflanze namensgebend.
Spätestens im Juni ist die ganze Pracht vorbei – die vorher saftig grünen Blätter liegen gelb am Boden und sind bald nicht mehr zu sehen. Die Brutzwiebeln verharren bis zum nächsten Frühjahr im bzw. auf dem Boden und verhelfen dem Wunderlauch weitere Flächen im Wald zu erobern.
Wunderlauch ist ebenso wie der bekanntere Bärlauch eine Bereicherung in der Wildkräuterküche, denn auch er verfügt er über entschlackende und blutreinigende Inhaltsstoffe, die gern für eine Frühjahrskur genutzt werden. Und als „Lauch ohne Hauch“ ist er sogar verträglicher und für die „Umwelt weniger belastend“ als die viel gepriesene Knolle Knoblauch.
Empfohlene – weil schon oft ausprobierte – Rezepte der Waldschule Plänterwald:

Erntetipp: Ein Bündel Wunderlauchblätter umfassen und mit der Schere weit unten abschneiden. Das Erntegut in ein Körbchen legen.
Beim nächsten Schnitt aufpassen, dass die Blätter dann in die gleiche Richtung wie zuvor abgelegt werden.
Das erleichtert die weitere Verarbeitung ungemein, denn nach dem Waschen und Trocknen können die Blätter in kleinen Bündeln weiterhin mit der Schere geschnitten werden.
Hier also die Rezepte…
Wunderlauch-Zitronen-Butter
eine Handvoll Wunderlauchblätter
250 g zimmerwarme Butter,
Saft und Schale vor ½ unbehandelten Zitrone,
Salz
So geht’s: Wunderlauch gut abbrausen, gut trocken tupfen und sehr fein schneiden. Die Butter mit Wunderlauch und Zitronensaft und -schale verrühren, mit Salz würzen.
(Das kleine Wildkräuter-Kochbuch, A. Kösslinger; S.Reiter)
Wunderlauch-Remoulade
ca.30 g Wunderlauch
50 g Salatcreme
100 g Radieschen
150 g Joghurt
1Gewürzgurke
½ EL Gurkenwasser
Salz, Pfeffer, Zucker
So geht’s: Gesäuberten Wunderlauch in feine Streifen schneiden, Radieschen und Gewürzgurke in feine Stifte hobeln. Alle Zutaten miteinander mischen. Aus dem Joghurt, der Salatcreme und dem Gurkenwasser eine Soße rühren und mit Salz, Pfeffer, Zucker würzen.
Die Soße in die übrigen Zutaten geben und gut vermischen. Wunderlauch-Remoulade schmeckt gut gekühlt zu Pellkartoffeln und zu Kurzgebratenem bzw. Gegrilltem.
(Birte Böhnisch – http://www.habondia.de)
Wunderlauchöl
150 g Wunderlauch
750 ml Olivenöl (extra vergine)
So geht’s: Den gesäuberten und gut getrockneten Wunderlauch in Streifen schneiden und in eine dunkle Literflasche geben. Mit Olivenöl auffüllen und ca. 3 Wochen bei Zimmertemperatur möglichst lichtgeschützt stehen lassen. Abseihen und in kleine Flaschen füllen. Das Wunderlauchöl ist bis zu 10 Monate haltbar.
(Das kleine Wildkräuter-Kochbuch, A. Kösslinger; S. Reiter)
Noch ein paar spannende Links:
Infos über und weitere Rezepte mit Wunderlauch
(Link zu kostbarenatur.net)
Wenn es im Wald nach Knoblauch riecht…
(Link zur Seite des NABU)
Achtung, giftige Doppelgänger!
Bärlauch von Herbstzeitlosen und Maiglöckchen unterscheiden
(Link zum Plantura Magazin)
Weitere leckere Rezepte mit Wunderlauch
(Link zu smarticular.net)