Zum Glück ein Mistkäfer

Im Wald wohnt ein Käfer, den viele Menschen kennen. Auch ich kann ihn sofort bestimmen.
Schwarz- blau ist seine Farbe. Wie ein typischer Käfer sieht er aus. Sein Körper ist rundlich und seine Oberfläche glatt. Mit etwa 16 bis 20 Millimeter Länge ist er nicht der Kleinste.
Große Beachtung habe ich ihm bisher aber nicht geschenkt.
Ich erinnere mich an Waldspaziergänge mit platt getretenen Mistkäfern auf den Wegen. Na und…
Seitdem ich selbst ein Mistkäfer bin, sehe ich die Sache anders.
Mein ökologisches Bundesfreiwilligen-Jahr absolviere ich bei der Rucksack-Waldschule Mistkäfer. Mit Schulklassen sind wir im Wald und entdecken diesen mit allen Sinnen. Oft erwarten die Kinder, dass wir die großen Tiere sehen. Doch nur selten lassen sich Wildschwein, Reh oder Fuchs blicken.
Wie schön ist es dann, einen Mistkäfer zu finden.
Auf dem Waldboden entdecke ich einen. Behutsam setze ich ihn auf meine Hand. Wenn er Lust hat, läuft er los.
Es ist ein herrliches Gefühl, wenn der Käfer gemächlich auf und ab läuft. Es prickelt und kitzelt auf der Haut. Wenn er stolpert und auf den Rücken gefallen ist, strampelt er mit seinen sechs dornigen Beinchen. Die Bauchseite ist noch schöner als der Rücken, metallisch glänzend in Schwarz und Blau oder Grün und Lila. Das erinnert mich an einen Edelstein.


Foto: vobebis, CC0 1.0
Wenn der Waldmistkäfer wieder richtig steht, kann ich beobachten wie er seine Fühler-Enden auffächert. Das ist seine „Nase“, denn mit den Fühlern kann er Geruchs-Moleküle wahrnehmen.
Halte ich den Käfer an mein Ohr, so könnte es sein, dass ich Geräusche von ihm höre. Das ist mir bisher noch nicht gelungen.
Auch die Kinder sind entzückt. Sie lachen laut wenn der Käfer auf ihrer Hand kribbelt und nun sogar in den Jackenärmel rein marschiert.
Manche Kinder finden den Käfer eklig. Es ist ja ein Mistkäfer und sein Speiseplan ist für uns nicht appetitlich. Doch gerade deshalb ist der Käfer so nützlich, denn er arbeitet den Mist anderer Tiere in den Boden ein. So verschwinden die Häufchen und die Erde wird fruchtbar und locker.

Neugierig geworden möchte ich mehr über diesen Käfer wissen.
Erstaunt finde ich heraus, dass der Mistkäfer zu den stärksten Insekten der Welt zählt. Er kann mehr als das 1000fache seines Körpergewichtes stemmen. Ich stelle mir vor, wie ich mühelos einen 18 Meter langen Pottwal vor mir her rolle. Das ist wirklich eine Superkraft. Neben dem Waldmistkäfer, der im Wald zu Hause ist, gibt es den Gemeinen Mistkäfer und den Frühlingsmistkäfer.
Alle Mistkäfer sorgen gut für ihre Nachkommen. Dabei arbeiten Männchen und Weibchen toll zusammen. Während das Weibchen gräbt, transportiert das Männchen die anfallende Erde aus den Gängen.
Um sich fortzupflanzen graben die Käfer direkt an einem frischen Dunghaufen einen etwa 50 cm tiefen Gang. Von diesem Gang aus legen sie Brutstollen an, die mit Brutkammern enden. Die so entstandenen Stollen werden nun mit Mist-Klümpchen verfüllt und mit Eiern bestückt. Mit dem Dung werden die Stollen aufgefüllt und am Ende mit Erde versiegelt.
Nun können aus den Eiern die Larven schlüpfen. Der Dung dient ihnen als Nahrung und wärmt gleichzeitig. Noch in der Erde Verpuppen sich die Larven und als Käfer graben sich die Tiere an die Oberfläche.
Für einige Vögel, für Igel und Spitzmäuse sind Mistkäfer echte Leckerbissen. Auch deswegen sind sie so nützlich.

Foto: toetoe, CC BY-NC-ND 2.0.

Foto: chrmoe, CC BY-NC-SA 2.0
Unsere Mistkäfer haben interessante Verwandte, die in Ägypten leben und Scarabaeus sacer heißen. Zur Zeit der Pharaonen hielt man diese Käfer für heilig. Sie waren ein Symbol für den Wechsel vom Werden und Vergehen. Sogar ein ägyptisches Schriftzeichen in Form dieses Käfers existiert.
Die Käfer, die im Nilschlamm lebten, krabbelten bei drohendem Hochwasser an Land und warnten so die alten Ägypter vor den Fluten. Deshalb waren sie echte Glückskäfer.

Doch zurück in den grünen Wald. Die Kinder sind auf dem Weg zur Bushaltestelle und wandern fröhlich den Waldweg entlang.
“Da, noch ein Waldmistkäfer! Tritt nicht drauf“. Wie schön er ist und wie nützlich.
ÖBFD und FÖJ bei den Berliner Waldschulen
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