Wilma Wusel trifft zwei Frischlinge

Horidojaho,
heute bin ich richtg sau-wütend! Ich habe meine Cousinen Rüssel und Borste kennengelernt.
…und jetzt ich muss euch die traurige Geschichte erzählen, die den beiden passiert ist. Meine detektivischen Fähigkeiten waren diesmal nicht gefragt. Der Fall ist klar und lässt nur einen Schluss zu:
Hunde gehören im Wald und in Parkanlagen an die Leine! Auch die sehr Freundlichen…
Wie kommt es nun, dass ich Borste und Rüssel einfach mal so besuchen konnte und sie nicht zufällig im Wald getroffen habe?
Borste, Rüssel und ihr ganzer Wusel-Clan, also ihre Mutterbache und all die anderen nur ein paar Tage alten Frischlinge, waren in ihrem Kessel. So heißt die Wildschwein-Wochenstube – also der Ort, an dem die Bache ihre Frischlinge zur Welt bringt und säugt.
Außerdem waren im Wald noch zwei nette Menschen mit ihrem netten Familienhund Piffi unterwegs.
Der sonst wirklich nette Hund hat die Bache aufgescheucht und zusammen mit den Frischlingen, die am schnellsten laufen konnten, vertrieben. Vier Frischlinge haben es nicht geschafft, hinterherzukommen. Sie waren ja auch erst wenige Tage alt. Der sonst immer nette Hund Piffi hat dann zwei der Frischlinge totgebissen und Borste und Rüssel sehr schwer verletzt.
Hilfe für Borste und Rüssel
Die beiden netten Menschen waren sehr entsetzt und traurig über das Verhalten ihres Hundes. Sie haben dann endlich das einzig Richtige gemacht und Rüssel und Borste zur Tierärztin gebracht.
Erst war es nicht sicher, ob die beiden überleben würden, aber jetzt sind die Wunden fast geheilt und es geht ihnen gut. Sie sind richtig wilde, fröhliche Wildschweinbabys geworden.
Aber die beiden werden nie durch den wilden Wald streifen, weil sie nicht von der Bache, sondern nun von Menschen großgezogen werden. Und das heißt, sie sind auf Menschen geprägt und werden also, wenn sie etwas größer sind, in ein Gatter ziehen. Das alles macht mich schon sehr traurig.


Neue Freunde
Ich habe die beiden mit meiner Freundin Rosa besucht. Wir haben uns erst mal anständig beschnuffelt und jetzt sind wir gute Freunde.
Borste und Rüssel lieben es nämlich in Gesellschaft von Freunden zu toben. In der Natur würden sie ja auch in einer Gruppe leben. Wenn sie alleine sind, kuscheln sie sich ganz platt und ruhig unter die Rotlicht-Lampe und tun so als wären sie gar nicht da.
Dieses Verhalten ist in der Natur sehr wichtig, damit sie nicht gefunden und gefressen werden, wenn die Bache ausnahmsweise nicht in der Nähe ist.
Borste und Rüssel erforschen alles mit ihren schon jetzt sehr kräftigen Nasen. Und graben können die beiden! Obwohl sie noch so klein sind.
Rosa durfte beim Füttern helfen. Borste und Rüssel brauchen alle 3 Stunden ein Fläschchen, auch nachts!
Hier könnt ihr ein paar Bilder sehen:



Das ist mir sehr wichtig…
Damit so etwas nicht wieder passiert: Hunde bitte an die Leine! Denn auch sonst freundliche Hunde haben eben einen Jagdinstinkt. Es geht nicht nur um die Frischlinge, sondern auch um andere Tierbabys, wie Rehkitze und all die Vögel, die, wie z.B. Enten, auf dem Waldboden brüten. Alle diese Tiere werden auch von wirklich netten Hunden sehr gestört!
Oh, und bevor ich es vergesse: Bitte nehmt auch keine Tierbabys mit nach Hause, auch wenn sie alleine sind. Meist ist die Mutter in der Nähe und sorgt sich sehr.
Das gilt auch für Küken, die verlassen scheinen. Wenn Tiere wirklich verletzt sind, sucht lieber bei Expert*innen Rat.
Ich wünsche Rüssel und Borste alles Gute und nöffnöff und werde Euch weiter berichten, was aus den Beiden wird!

Schaut auch mal hier:
Anneli Noack hat ein tolles Buch geschrieben, in dem sie erzählt, wie sie drei verwaiste Frischlinge aufgezogen hat:
“Unter Wildschweinen. Meine Jahre als Frischlingsmutter im Schwarzwildrevier”
Und falls ihr noch mehr über das Leben von uns Wildschweinen in Berlin erfahren wollt, schaut mal hier ins Wald-Entdecker-Buch oder lest euch meine Erlebnisse mit meinen Artgenossen im Grunewald durch.