Die Buche (Fagus sylvatica)



Die Buche ist der Baum des Jahres 2022 !
Ein Grund mehr, der Mutter des Waldes über ihre silbergraue glatte Rinde zu streicheln. Diese ist im Verhältnis zu Rinden anderer Bäume ziemlich dünn. Bei intensiver Sonneneinstrahlung kann das für den Wassertransport von Wurzel zur Krone schon mal problematisch werden.
Deshalb schützt sich die Buche mit einem großen Blätterdach vor Austrocknung, was wiederum auch uns an heißen Sommertagen zugute kommt. So ein Päuschen am Stamm einer Buche wird dann zu einer kühlen Wohltat. …und erst der Blick am Stamm hinauf in die hohe Krone! Mit einer Wuchshöhe von 30 bis 35 Metern werden Rotbuchen stattliche Bäume. Ihr maximales Alter liegt bei 300 Jahren.
Die Blätter sind eiförmig und am Blattrand leicht beharrt. Jung sind sie essbar, genauso wie die Samen der Buche, die Bucheckern. In jeder Fruchthülle finden sich zwei dreieckige Nüsse. Sie enthalten bis zu 20% Öl und sind sehr gesund. Zuviel solltest du aber nicht naschen, denn der enthaltene Wirkstoff Fagin kann zu Vergiftungserscheinungen führen. Alle fünf bis acht Jahre tritt bei der Buche ein sogenanntes Mastjahr auf, in dem die Bäume Unmengen ihrer Früchte zu Boden fallen lassen.
Eine ausgewachsene Buche bildet eine riesige Blattoberfläche. Mit ihrem reichen Laubfall und der Duchwurzelung tiefer Bodenschichten sorgt sie für eine gute Bodenqualität in ihrer Umgebung. Daher wird sie von den Förstern auch oft als „Mutter des Waldes“ bezeichnet. Sie ist in ganz Mitteleuropa heimisch und natürlicherweise wäre der größte Teil Deutschlands von Buchen und Buchenmischwäldern bedeckt.

Die Buche verträgt viel Schatten, nur Tanne und Eibe verkraften noch mehr. Das macht sie zu einem beliebten Baum für den Unterwuchs beim Waldumbau von Monokulturen zu naturnahen Mischwäldern. Zu trocken oder zu nass darf der Boden allerdings nicht sein, im dauerfeuchten Auwald kannst du Buchen lange suchen. Frische und basenreiche, gut durchwurzelbare Böden sind ihr bevorzugtes Zuhause. Unter den mächtigen Baumriesen blühen vor dem Laubaustrieb Frühblüher wie Buschwindröschen, Seidelbast, Leberblümchen und Lungenkraut. Auf feuchteren Standorten gedeihen der Lerchensporn und der leckere Bärlauch.



Die Flora ist vielfältig, aber die Fauna noch zahlreicher!

Rund 7000 Tierarten, davon über 5000 Insekten, sind auf den Buchenwald angewiesen. Ein häufiger Vertreter ist der sogenannte Buchenstreckfuß. Die Raupe des unscheinbaren Nachtfalters ist wunderschön und leicht an ihrem roten Schwanz zu erkennen. Deshalb wird der Falter auch Buchenrotschwanz genannt.

Gerade Schnecken fühlen sich in einem Buchenwald aufgrund des feuchten Innenklimas besonders wohl und so kriechen an die 70 Arten durch einen Buchenwald. Ganz schön schleimig…
Besonders in absterbenden Buchen tobt das Leben…

Stehendes und liegendes Totholz bietet Lebensraum für über 250 Pilzarten und allerlei Käfer, wie zum Beispiel dem Buchenbock oder dem Kopfhornschröter. Wo Käfer vorkommen, sind auch die Vögel natürlich nicht weit! Schwarzspechte zimmern große ovale Höhlen, um zu brüten. Die Hohltaube zieht anschließend gerne als Nachmieter ein und auch Fledermäuse freuen sich über ein geeignetes Sommer- oder auch Winterquartier.
Die Kohlmeise, der Waldlaubsänger und Zwergschnäpper lieben alte Buchenwälder und natürlich auch ein Vogel, der seinen Namen von der Buche bekam, der Buchfink.

Der Erhalt von noch verbliebenden naturnahen Buchenwäldern ist für den Biotopschutz enorm wichtig. Somit sind Buchenwaldgesellschaften in die FFH Richtlinie aufgenommen worden und seitdem einem besonderen Schutz unterstellt.
Da ein alter Buchenwald auch weltweit ein sehr wertvolles Naturgut darstellt, wurden die letzten ihrer Art als UNESCO- Weltnaturerbe ausgewiesen. In Deutschland gibt es sogar fünf solcher Wälder, die diesen Status erhalten haben: der Serrahner Urwald und der Nationalpark Jasmund in Mecklenburg- Vorpommern, der Grumsiner Forst in Brandenburg,der Nationalpark Hainich in Thüringen undder Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen.
Der Baum der Ahnen

Die Rotbuche hatte schon bei den Kelten eine wichtige Bedeutung.
Druiden nutzten Stäbe von der Buche wegen ihrer glatten Rinde, um Schriftzeichen (Runen) einzuritzen. Sie brauchten solche Buchenstäbe für Weissagungen. Die Zeremonien für derartige Orakel sollen sich folgendermaßen zugetragen haben: Die Druiden nahmen die Buchenstäbe und ließen sie auf einem heiligen Tuch wie ein Mikado fallen. Dann zogen sie je nach Fragestellung bzw. Thema mehrere dieser Stäbe auf und deuteten die Konstellation für den Blick in die Zukunft.
Auf dieses Ritual ist wahrscheinlich die Bezeichnung unserer Schriftzeichen zurückzuführen: „BUCHSTABE“!
Leider führen viele Unwissende diese „Tradition“ auch heute noch fort und hinterlassen ihre Initialen in der Buchenrinde. Damit schaden sie dem Baum, denn durch die Rindenverletzung können Pilzsporen eindringen, die dann Zersetzungsprozesse in Gang bringen.
Das erste „BUCH“ bestand übrigens aus zusammengehefteten Buchenholztafeln, deshalb sprechen wir auch heute noch von Büchern, wenn wir gebundene Schriftstücke meinen.
Doch nicht nur Alltagsgegenstände wurden nach der Buche benannt, auch die Namen von ca. 1.500 Ortschaften in Deutschland zeugen von der ursprünglichen Ausbreitung und Häufigkeit der Rotbuche. Wohnst du vielleicht auch in solch einem Ort? Nicht zuletzt weisen auch viele Familiennamen wie Buchholz, Buchmann oder Bucheit auf die ehemalige Verbundenheit der Menschen mit dem schönen alten Baum hin.
Um ganz genau zu sein, heißt er aber Fagus sylvatica, die Rotbuche. Aber warum eigentlich rot? Tatsächlich zeigt sich im frischen Buchenholz eine rötlich-weiße Farbe. Es besitzt eine hohe Härte und ist wenig elastisch. Daher findet es bis heute unter anderem Verwendung für die Herstellung von Werkzeugen, Möbeln, Holzspielzeugen, Parkett und im Treppenbau.
Buchenholz als Rohstoff

Buchenholz verfügt über einen hohen Brennwert. Das wussten bereits unsere Vorfahren, die in vielen Köhlereien Holzkohle für die Erzverschmelzung herstellten, sowie auch die Holzasche für die Produktion von Glas benötigten. Dieser damalige Raubbau in unseren Wäldern ist einer der Gründe, warum heute viele Waldflächen in Deutschland von Monokulturen geprägt sind und nur noch wenige alte Buchen vorhanden sind.
Heute wird Buchenholz immer noch zu hochwertiger Holzkohle verarbeitet und Buchenspäne sind nach wie vor für die Produktion von Räucherware (z.B. Fisch, Schinken) sehr begehrt. Für den Außenbereich ist das Holz der Buche ohne Schutzbehandlung nicht geeignet, da es besonders anfällig für Pilzbefall ist. Schwächeres Buchenholz wird in der Zellstoff- und Papierindustrie, als auch für Span- und Faserplatten verwendet.
Wie geht es der Buche heute im Rahmen des Klimawandels?
Aufgrund der intensiven Trockenjahren (2018, etc.) sind die tieferen Bodenwasserspeicher erschöpft. Die Bäume können nicht genügend Feinwurzeln nachbilden, welche für eine gute Wasserversorgung essentiell sind. Weniger Feinwurzeln senken zudem die Symbiose-Wahrscheinlichkeit mit Mykorrhizapilzen, was letztendlich zu einem Absterben beider Partner führen kann. Auch im oberen Teil des Baumes ist der Trockenstress erkennbar: spärliches Laub, Kronenverlichtungen, abgestorbene Kronenteile und viele Grünabbrüche.
Der Klimawandel fördert außerdem neue Baumkrankheiten. Bei der Buche vermehrt sich der sogenannte Buchenschleimfluss, welcher viele Symptome auf sich vereint und daher als Komplexkrankheit eingeordnet wird.
Vielerorts werden wohl die Buchen auf kärgeren Standorten verschwinden und von trockenresistenteren Baumarten (z.B. Traubeneiche, Winterlinde) abgelöst. Nach wie vor ist die Buche jedoch eine wichtige und unverzichtbare Baumart im Rahmen des Waldumbaus, vor allem in Mischbeständen. So werden vielerorts Pflanzaktionen durchgeführt, um die vielen Kiefern- und Fichtenmonokulturen mit Laubbaumarten zu durchmischen. Dabei spielt die Rotbuche eine wichtige Rolle!
Demzufolge dient die „Mutter unserer Wälder“ als Hoffnungsträgerin, welche dem Wald und uns allen Zuversicht spendet und Heimat gibt! Diese Aspekte waren vielleicht auch ausschlaggebend, dass die Rotbuche von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung bereits zum zweiten Mal zum BAUM DES JAHRES gewählt wurde.
Falls du Interesse hast, als Freiwillige*r an Pflanz- und Waldpflegeprojekten teilzunehmen, bist du beim Bergwaldprojekt e.V. an der richtigen Adresse. Hier ein paar Impressionen von einer Pflanzaktion 2021 am Gorinsee.



Interessante Links
Baumsteckbrief Buche
(link zu Wald.de)
Die Buche als Heilpflanze
(Link zu VorsichtGesund.de)